"Extremismus" als Ban-Grund
Posted: Fri 8. Feb 2019, 15:16
Hallo,
habe eben zum ersten Mal von einem Bann gelesen wegen "Extremismus", da wollte ich mich doch prompt mal dazu äußern.
Wie selbst dem Wikipedia-Eintrag zu "Extremismus" zu entnehmen ist, ist weder die Herkunft des Begriffes noch überhaupt die Theorie eines "Extremismus" empirisch zu belegen. Die Hauptakteure der in Deutschland geschaffenen Theorie - und nichts anderes ist sie eben - sind durchaus der sog. "Neuen Rechten" in Deutschland zuzuordnen, namentlich Uwe Backes und Eckhard Jesse (die in einschlägigen Zeitungen wie "Junge Freiheit" oder "Blaue Narzisse" publizieren).
Zu Beginn der 1990er Jahre bewegte sich Jesse z.B. zeitweise im Umfeld des wissenschaftlich-publizistischen Netzwerkes der »Neuen Rechten« um den damaligen Ullstein-Cheflektor Rainer Zitelmann. Gemeinsam mit diesem und Uwe Backes gab er 1990 bei Propyläen den Sammelband »Die Schatten der Vergangenheit – Impulse für die Historisierung des Nationalsozialismus« heraus. Dieser Band kann als Anknüpfungsversuch und Verteidigung der von Ernst Nolte eingenommenen Position innerhalb des Historikerstreits gelesen werden.
Die Mehrzahl der Autoren des Bandes beklagen den pädagogisch-moralischen Tonfall, in welchem die zeithistorischen Diskurse um die NS-Diktatur geführt würden. Dem gegenüber müsse die NS-Herrschaftszeit ebenso behandelt werden wie jede beliebige Epoche der Geschichte. Zudem verwehren sich die Autoren gegen eine Herleitung der Ursachen der NS-Diktatur aus der Geschichte des deutschen Sonderweges. In diesem Band ist Eckhard Jesse Autor eines Aufsatzes über die diskursive Funktionsweise von Antisemitismus. Darin vertritt er u.a. die These: »Jüdische Organisationen brauchen Antisemitismus in einer gewissen Größenordnung, um für ihr Anliegen Gehör zu finden und ihre [...] Interessen besser zur Geltung zu bringen«.1 Hier wird der Eindruck genährt, die Juden seien für die Phänomenologie des Antisemitismus nicht nur selbst verantwortlich, diese nütze ihnen zudem, ihre Partikularinteressen zu artikulieren. Ein Argument, das selbst antisemitische Klischees offenbart.
(1.Vgl. Jesse, Eckehard: Philosemitismus, Antisemitismus und Anti-Antisemitismus in: Backes, Uwe (Hrsg.) u.a. Die Schatten der Vergangenheit; Propyläen Verl. 1990 S.546.)
Daher meine Frage: Was fällt denn z.B. unter "Extremismus" bei euch? Und wie ist es zu rechtfertigen, dass diese Maßnahmen durch einen "Extremisten" selbst legitimiert werden? Müsstet ihr dann nicht auch "Extremismus" als Bann-Grund entfernen, weil es dem Kopf eines "Extremisten" entspringt?
Ihr merkt, es ist sicherlich nicht leicht, da sauber zu definieren
Da ich aber glaube, dass ihr eigentlich etwas anderes meint, empfehle ich den Terminus der "Verbreitung hetzerischen Gedankengutes", der wesentlich treffender ist - ohne die Irrwege irgendwelcher rechten Dummköpfe aufgreifen zu müssen
MfG Harris
habe eben zum ersten Mal von einem Bann gelesen wegen "Extremismus", da wollte ich mich doch prompt mal dazu äußern.
Wie selbst dem Wikipedia-Eintrag zu "Extremismus" zu entnehmen ist, ist weder die Herkunft des Begriffes noch überhaupt die Theorie eines "Extremismus" empirisch zu belegen. Die Hauptakteure der in Deutschland geschaffenen Theorie - und nichts anderes ist sie eben - sind durchaus der sog. "Neuen Rechten" in Deutschland zuzuordnen, namentlich Uwe Backes und Eckhard Jesse (die in einschlägigen Zeitungen wie "Junge Freiheit" oder "Blaue Narzisse" publizieren).
Zu Beginn der 1990er Jahre bewegte sich Jesse z.B. zeitweise im Umfeld des wissenschaftlich-publizistischen Netzwerkes der »Neuen Rechten« um den damaligen Ullstein-Cheflektor Rainer Zitelmann. Gemeinsam mit diesem und Uwe Backes gab er 1990 bei Propyläen den Sammelband »Die Schatten der Vergangenheit – Impulse für die Historisierung des Nationalsozialismus« heraus. Dieser Band kann als Anknüpfungsversuch und Verteidigung der von Ernst Nolte eingenommenen Position innerhalb des Historikerstreits gelesen werden.
Die Mehrzahl der Autoren des Bandes beklagen den pädagogisch-moralischen Tonfall, in welchem die zeithistorischen Diskurse um die NS-Diktatur geführt würden. Dem gegenüber müsse die NS-Herrschaftszeit ebenso behandelt werden wie jede beliebige Epoche der Geschichte. Zudem verwehren sich die Autoren gegen eine Herleitung der Ursachen der NS-Diktatur aus der Geschichte des deutschen Sonderweges. In diesem Band ist Eckhard Jesse Autor eines Aufsatzes über die diskursive Funktionsweise von Antisemitismus. Darin vertritt er u.a. die These: »Jüdische Organisationen brauchen Antisemitismus in einer gewissen Größenordnung, um für ihr Anliegen Gehör zu finden und ihre [...] Interessen besser zur Geltung zu bringen«.1 Hier wird der Eindruck genährt, die Juden seien für die Phänomenologie des Antisemitismus nicht nur selbst verantwortlich, diese nütze ihnen zudem, ihre Partikularinteressen zu artikulieren. Ein Argument, das selbst antisemitische Klischees offenbart.
(1.Vgl. Jesse, Eckehard: Philosemitismus, Antisemitismus und Anti-Antisemitismus in: Backes, Uwe (Hrsg.) u.a. Die Schatten der Vergangenheit; Propyläen Verl. 1990 S.546.)
Daher meine Frage: Was fällt denn z.B. unter "Extremismus" bei euch? Und wie ist es zu rechtfertigen, dass diese Maßnahmen durch einen "Extremisten" selbst legitimiert werden? Müsstet ihr dann nicht auch "Extremismus" als Bann-Grund entfernen, weil es dem Kopf eines "Extremisten" entspringt?
Ihr merkt, es ist sicherlich nicht leicht, da sauber zu definieren
Da ich aber glaube, dass ihr eigentlich etwas anderes meint, empfehle ich den Terminus der "Verbreitung hetzerischen Gedankengutes", der wesentlich treffender ist - ohne die Irrwege irgendwelcher rechten Dummköpfe aufgreifen zu müssen
MfG Harris